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Der kleine Stern

Wieder war er allein und traurig. So fand ihn der Mond auf seiner nächsten Reise. „Warum bist du so traurig, kleiner Stern?“ fragte er. Erschrocken blickte der Stern zur Seite. Er war es nicht gewohnt, dass sich jemand Zeit für ihn nahm. Doch der Mond schaute ihn so freundlich an, dass er beschloss, seinen Kummer zu erzählen. Er sprach von seinen Sorgen, seinen quälenden Gedanken und seinen heimlichen Wünschen. Während der ganzen Zeit hatte ihn der Mond nicht ein einziges Mal unterbrochen. Und auch jetzt — der kleine Stern schwieg schon lange — zeigte der Mond keine Reaktion. Es schien, als lauschte er auch dem Schweigen. Dann endlich begann er zu reden:

„Sieh mal, kleiner Stern, bei uns am Himmel ist es wie bei den Menschenkindern dort unten auf der Erde — auch sie leuchten alle verschieden. Manche siehst du schon von weitem, doch wenn du neben ihnen stehst, wird dir plötzlich kalt. Und dann gibt es welche, da musst du schon genau hinsehen, damit du nicht an ihnen vorübergehst. Wieder andere leuchten auf ganz sonderbare Art und Weise. Es ist nicht das Licht, sondern die Wärme, die leuchtet. Und so verschieden sie auch sind, eines haben sie alle gemeinsam — sie brauchen einander! Der große Mensch den kleinen, der Kühle den, der Wärme gibt. Unser Sternenhimmel wäre wohl nicht vollkommen, wenn es dich nicht gäbe.“

Plötzlich verstand der kleine Stern. Entschlossen wischte er sich die Tränen ab, reckte sich und fühlte sich auf einmal unendlich wichtig. Und er strahlte.

Es wurde zwar immer noch nicht heller als vorher, aber was machte das schon. Er war glücklich…